Mit Science-Based Targets Klimaschutz voranbringen 

So kommen Unternehmen zu ihrer Klimastrategie

Die Klimakrise wird mittlerweile von einer breiten Mehrheit der Gesellschaft und Unternehmen als große, vielleicht sogar größte Herausforderung für die Menschheit anerkannt. Immer mehr Unternehmen, darunter auch eine immer größere Anzahl an kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), haben sich auf den Weg gemacht und wollen ihren Teil zum Erhalt der Lebensgrundlage für uns Menschen auf diesem Planeten beitragen. Eine immer größere Zahl von Unternehmen hat sich inzwischen mit den Berechnungen der eigenen Emissionen beschäftigt und beispielsweise einen sogenannten unternehmensbezogenen CO2-Fußabdruck berechnet. Dieser kann Klarheit über den Status-Quo des Unternehmens hinsichtlich der Klimawirkung seiner Geschäftstätigkeiten geben.

Doch wie können aus den gewonnenen Informationen eine Klimastrategie und konkrete Maßnahmen und Handlungsanweisungen abgeleitet werden, die den globalen Anforderungen entsprechen? Und wie finden Unternehmen heraus, was ihr angemessener Beitrag zum Klimaschutz ist? Darauf gibt die Science Based Targets-Initiative, kurz SBTi, Antworten, und erst letzthin haben Händler wie Lidl und Rewe ihre Lieferanten darüber informiert, dass sie eine aktive Beteiligung an der SBTi verlangen, um die CO2- Emissionen in den vorgelagerten Lieferketten ihrer Produkte zu senken.

Was die Science Based Targets-Initiative ist

Die Science Based Targets-Initiative wurde in Partnerschaft von einer Reihe von NGOs gegründet, darunter der World Wide Fund for Nature (WWF) und das World Resources Institute (WRI). Das erklärte Ziel: ehrgeizige Klimaschutzmaßnahmen im privaten Sektor vorantreiben, indem Unternehmen die Möglichkeit gegeben wird, wissenschaftlich fundierte Emissionsreduktionsziele festzulegen. Dabei werden die neuesten Erkenntnisse der Klimawissenschaft zugrunde gelegt, wonach die Weltgemeinschaft den weiteren Temperaturanstieg drastisch und schnell eindämmen muss, um weitere katastrophale Auswirkungen des Klimawandels zu vermeiden und das im Pariser Abkommen festgelegte Ziel, die Erderwärmung möglichst auf unter 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, noch einhalten zu können.

Anders als bei potentialbasierten Klimazielen, die der Frage nachgehen, wie stark das Unternehmen seine Emissionen senken kann, geht man bei der Entwicklung eines Science Based Targets der Frage nach: Um wieviel muss das Unternehmen seine Emissionen senken, um dem Pariser Klimaziel Rechnung zu tragen?

Science Based Targets, also wissenschaftsbasierte Ziele, zeigen Unternehmen, wie viel und wie schnell sie die unternehmensweiten Treibhausgasemissionen reduzieren müssen, um ihren angemessenen Teil zur Bekämpfung des Klimawandels beizutragen. Anders als bei bisher entwickelten potentialbasierten Klimazielen, die der Frage nachgehen, wie stark das Unternehmen seine Emissionen senken kann, geht man bei der Entwicklung eines Science Based Targets der Frage nach: Um wieviel muss das Unternehmen seine Emissionen senken, um dem Pariser Klimaziel Rechnung zu tragen? Die Anzahl der über die SBTi engagierten Unternehmen wächst zuletzt stark, und die Transformation hin zu einer dekarbonisierten Unternehmenswelt hat begonnen. So steuert die SBTi immer stärker in Richtung eines dringend benötigten Standards für die Entwicklung von Klimastrategien, den es aktuell noch nicht gibt. Vor allem große Unternehmen setzen sich vermehrt wissenschaftsbasierte Klimaziele. Doch auch für KMU gibt es die Möglichkeit, bei der SBTi mitzumachen, und sie werden zunehmend von ihren Kunden dazu verpflichtet.

Der ScienceBased-Ansatz für KMU

Die Situation für KMUs ist eine besondere. Sie können oft nur wenig personelle und finanzielle Kapazitäten für die Bearbeitung dieses so dringenden Themas bereitstellen. Die SBTi gibt auch für diese Gruppe der Unternehmen eine SWZ | Südtiroler Wirtschaftszeitung | 16. Dezember 2022 Seite 2 von 3 Handreichung zur Setzung von auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhenden Klimazielen. Die Anforderungen sind im Vergleich zu den Anforderungen an große Unternehmen herabgesetzt, und auch die offizielle Einreichung und Prüfung der gesetzten Ziele, die von der SBTi gegen eine Teilnahmegebühr durchgeführt werden, sind vereinfacht und günstiger für KMU. Um ein Science Based Target zu entwickeln, gibt die SBTi fünf Schritte vor:

Absicht erklären – Der erste offizielle Schritt, um sich als Unternehmen der SBTi anzuschließen, ist eine Absichtserklärung. Dafür wurde durch die SBTi der sogenannte commitment letter entwickelt, der direkt online ausgefüllt werden kann. Diesem Schritt sollte ein unternehmensinterner Prozess vorausgehen, in dem der Status-Quo beleuchtet wird.

Entwickeln – Nach dem Einreichen der Absichtserklärung beginnt die eigentliche Arbeit auf dem Weg zum Science Based Target. Dem Unternehmen werden bis zu 24 Monate eingeräumt, um Reduktionsziele für die unternehmenseigenen Emissionen zu entwickeln. Als wesentliche Einschränkung ist hierbei zu beachten, dass zunächst nur Reduktionsmaßnahmen berücksichtigt werden können und keine Kompensationen, also Investitionen in Klimaschutzprojekte an einem anderen Ort oder Ausgleichsmaßnahmen, die zwar innerhalb des Unternehmens erfolgen, jedoch keine direkte Reduktion bedeuten.

Einreichen – Die entwickelten Klimaschutzziele werden schließlich bei der SBTi eingereicht und von deren Expert:innen validiert. Es ist dabei üblich, dass Rückfragen an das Unternehmen gestellt werden, um die Realisierbarkeit des formulierten Ziels zu überprüfen. Am Ende steht das validierte und wissenschaftsbasierte Klimaziel, sodass die Umsetzungsplanung beginnen kann, die nicht mehr Teil des SBTi-Prozesses ist.

Veröffentlichen – Die SBTi veröffentlicht regelmäßig die hinzugekommenen Ziele von validierten Unternehmen auf ihrer Webseite. Für die Unternehmen ist der Zeitpunkt gekommen, über die eigene Kommunikation des gesetzten SBT nachzudenken, um die Vorteile der Teilnahme sinnvoll zu nutzen.

Berichten – Die teilnehmenden Unternehmen sind angehalten, über den Fortschritt der Umsetzung ihrer Klimastrategie regelmäßig zu berichten. So können Interessensgruppen außerhalb des Unternehmens den Fortgang der Bemühungen verfolgen.

Vorteile eines Science Based Targets für Unternehmen

 Unternehmen, die sich der Science Based Targets-Initiative anschließen, können einige Vorteile für sich verbuchen:

  1. Vertrauen und Glaubwürdigkeit: Durch ein SBTi wird Vertrauen bei Kunden und Glaubwürdigkeit gegenüber Investoren und anderen Stakeholdern gestärkt.
  2. Innovation: Durch eine konkrete und mutige Auseinandersetzung mit dem Klimaschutz entstehen innovative Ideen für Produkte und Geschäftsmodelle. Klimaschutz steht außerdem für Effizienzsteigerung und damit Kostensenkung.
  3. Positionierung im Wettbewerb: Unternehmen mit einem Science Based Target können sich heute noch von der Konkurrenz abheben.
  4. Langfristige Planungssicherheit: Durch eine Klimastrategie, die den Anforderungen der SBTi entspricht, stellt sich eine langfristige Planungssicherheit ein.
  5. Echter Klimaschutz: Die entwickelte Klimastrategie ist wissenschaftskonform und das gibt große Gewissheit, auf dem richtigen Pfad der Transformation zu sein.

Zulieferer aller Sektoren schaffen sich mit einem SBT beste Voraussetzungen für ihre Produkte im Markt. Denn Unternehmen, die ihre Treibhausgasemissionen über die gesamte Wertschöpfungskette reduzieren müssen, werden – wie erste Handelsketten schon gezeigt haben – SBTs zeitnah von ihren Lieferanten verlangen. Und letztlich ist es auch eine gesunde und zukunftssichernde Positionierung für das Unternehmen, mittels SBTi frühzeitig die Weichen für Geschäftsmodelle und Lösungen zu setzen, die auch in einer „grünen Wirtschaft“ von morgen gefragt sind.

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