China hat mit den Chinese Sustainability Disclosure Standards (CSDS) einen neuen Standard für Nachhaltigkeitsberichterstattung eingeführt, der einen direkten Dialog mit internationalen Regelwerken wie der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der EU eröffnet. Dieser Artikel beleuchtet die wesentlichen Aspekte der CSDS, ihren Vergleich zur CSRD und die Konsequenzen für europäische Unternehmen.
Überblick über die Chinese Sustainability Disclosure Standards (CSDS)
Ziele und Anwendungsbereich
Die CSDS sollen chinesische Unternehmen stärker in die globale Nachhaltigkeitsagenda einbinden und dabei Investoren konsistente ESG-Daten liefern. Die Standards orientieren sich an internationalen Benchmarks wie den ISSB-Standards und adressieren:
- E – Umweltbelastungen: Schwerpunkt auf CO₂-Reduktion, Wassermanagement sowie Klima- und Biodiversitätsschutz.
- S – Soziale Gerechtigkeit: Förderung von Diversität, Arbeitsrecht und Gemeinschaftsinitiativen.
- G – Governance: Einhaltung lokaler Vorschriften, Risikomanagement und Transparenz.
Ein zentraler Punkt ist die doppelte Materialität, die sowohl finanzielle als auch gesellschaftliche und ökologische Auswirkungen eines Unternehmens berücksichtigt – ein Prinzip, das auch die CSRD verwendet.
Struktur und Anforderungen
Die CSDS bestehen aus drei Ebenen:
- Grundlegende Standards: Branchenübergreifende Kernanforderungen zu Governance, Umwelt und Risikomanagement.
- Thematische Standards: Berichte zu spezifischen Themen wie Klimarisiken, Diversität und Ressourceneffizienz.
- Anwendungsleitlinien: Branchenspezifische Empfehlungen.
Neu hinzugekommen sind spezifische Vorgaben, die Unternehmen verpflichten, einen „Sustainable Development Report“ zu veröffentlichen. Der Bericht umfasst:
- Governance-Strukturen und Strategien zu Nachhaltigkeitsthemen.
- Identifikation und Management von wesentlichen ESG-Auswirkungen.
- Berichterstattung über Kennzahlen und Ziele in Bereichen wie Klimawandel, Kreislaufwirtschaft, Anti-Korruptionsmaßnahmen und Ressourcennutzung.
Berichte müssen innerhalb von vier Monaten nach Geschäftsjahresende veröffentlicht und durch die Unternehmensführung genehmigt werden.
China plant eine verbindliche Berichterstattung für alle Branchen bis 2030.
Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD)
Ziele und Anwendungsbereich
Die CSRD ist Teil der EU-Nachhaltigkeitspolitik und richtet sich an:
- Große Unternehmen und börsennotierte KMU.
- Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
Sie zielt darauf ab, Transparenz auf den Finanzmärkten zu erhöhen und den Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft zu beschleunigen.
Mehr zu den EU Vorgaben für 2025 finden Sie in diesem Artikel: https://terra-institute.eu/neue-eu-vorgaben-ab-2025/
Vergleich zwischen CSDS und CSRD
Merkmal | CSDS (China) | CSRD (EU) |
Kernfokus | Doppelte Materialität | Doppelte Materialität |
Struktur | Grundlegende + thematische Standards | Umfassende ESG-Offenlegung |
Zeitplan | Vollständig bis 2030 | Einführung zwischen 2024–2028 |
Branchen- spezifische Leitlinien |
Geplant | Branchenübergreifend anwendbar |
Internationale Ausrichtung | ISSB- und CSRD-kompatibel | Harmonisierung mit ISSB und lokalen Märkten |
Gemeinsamkeiten:
- Beide Standards fördern Transparenz und Verantwortlichkeit in der Unternehmensberichterstattung.
- Sie basieren auf der doppelten Materialität, um finanzielle, gesellschaftliche und ökologische Auswirkungen zu berücksichtigen.
Unterschiede:
- CSDS: Stärkere regionale Ausrichtung und Flexibilität, zugeschnitten auf Chinas nationale Prioritäten, mit zusätzlichen Themen wie ländliche Entwicklung und technologische Innovation.
- CSRD: Strikte EU-weite Vorgaben, eng an den europäischen Green Deal geknüpft.
Umsetzungszeitplan der CSDS
Meilenstein | Zeitpunkt | Details |
Pilotphase | 2024 | Einführung und freiwillige Berichte. |
Klimabezogene Offenlegung | Bis 2027 | Pflicht für klimarelevante Branchen. |
Vollständige Umsetzung | Bis 2030 | Verbindlich für alle Branchen. |
Strategie für schrittweise Einführung
- Phase 1: Große Unternehmen und börsennotierte Firmen.
- Phase 2: Erweiterung auf kleinere Unternehmen mit Übergangsfristen.
Auswirkungen auf europäische Unternehmen
Die Einführung der Chinese Sustainability Disclosure Standards (CSDS) hat auch für europäische Unternehmen potenzielle Auswirkungen, insbesondere für jene, die in China tätig sind oder mit chinesischen Lieferketten arbeiten. Die neuen Vorgaben der CSDS – wie die Verpflichtung zur Erstellung eines Sustainable Development Reports – erfordern zusätzliche Abstimmungen.
Herausforderungen:
- Parallelvorgaben: Unternehmen müssen sowohl CSDS als auch CSRD einhalten.
- Kosten: Höherer Aufwand für Datenerfassung und Berichterstattung.
Chancen:
- Globale Harmonisierung: Einheitliche Standards erleichtern ESG-Management in Lieferketten.
- Transparenz: Investoren können fundiertere Entscheidungen treffen.
Branchenspezifische Anpassungen und detaillierte Leitlinien für Schlüsselbranchen wie Energie, Technologie und Produktion sind von Vorteil, da sie die Relevanz der Berichterstattung erhöhen.
Fazit: Konsequenzen und Ausblick
Die CSDS und die CSRD sind bedeutende Schritte hin zu globaler Nachhaltigkeit. Europäische Unternehmen, die in China tätig sind oder chinesische Lieferketten nutzen, müssen:
- Anpassungen vornehmen, um beiden Standards gerecht zu werden.
- Proaktive Strategien entwickeln, um Kosten und administrative Herausforderungen zu bewältigen.
China positioniert sich mit den CSDS als globaler Vorreiter in der ESG-Berichterstattung. Die parallele Einführung solcher Standards bietet europäischen Unternehmen die Möglichkeit, ihre Nachhaltigkeitsstrategie zu vereinheitlichen und sich besser in globalen Märkten zu positionieren.
Empfehlung: Unternehmen sollten frühzeitig ihre ESG-Strategien und Berichtsprozesse anpassen, um Wettbewerbsvorteile zu sichern und regulatorische Risiken zu minimieren.