Was ist die Science Based Targets initiative (SBTi)?
Die SBTi ist eine internationale Initiative von CDP, dem UN Global Compact, dem World Resources Institute (WRI) und dem WWF. Sie unterstützt Unternehmen dabei, Klimaziele wissenschaftsbasiert zu entwickeln – das heißt: im Einklang mit dem 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens.
Konkret bedeutet das:
- Unternehmen berechnen ihre Treibhausgasemissionen (Scope 1–3).
- Darauf basierend legen sie Reduktionsziele fest, die wissenschaftlich geprüft und von der SBTi validiert werden.
- Fortschritte werden regelmäßig gemessen und transparent berichtet.
Damit unterscheidet sich die SBTi klar von unverbindlichen Selbstverpflichtungen. Unternehmen zeigen, dass ihre Klimastrategie robust, überprüfbar und international anerkannt ist.
Warum betrifft das die Lebensmittelbranche besonders?
Lebensmittelhersteller und -lieferanten stehen am Anfang komplexer Wertschöpfungsketten. Ein großer Teil der Emissionen entsteht in der Landwirtschaft, Produktion und Logistik, also weit über den eigenen Standort hinaus.
Genau hier setzen Händler wie zum Beispiel EDEKA und Lidl an:
- EDEKA verpflichtet seine Lieferanten, umfassende Klimadaten zu liefern und legt dabei die SBTi als Referenzstandard zugrunde.
- Lidl hat sich selbst ambitionierte Klimaziele gesetzt und fordert von Lieferanten zunehmend SBTi-konforme Strategien.
Für Zulieferer bedeutet das: Wer künftig gelistet bleiben will, muss seine Emissionen kennen, Strategien zur Reduktion entwickeln und nachweisen, dass diese mit dem 1,5-Grad-Pfad vereinbar sind.
Welche Anforderungen kommen konkret auf Lieferanten zu?
1. Transparenz der Emissionen
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- Erfassung und Reporting der eigenen Scope 1- und 2-Emissionen (Energie, Fuhrpark, direkte Prozesse).
- Aufbau von Methoden und Datenstrukturen zur Erhebung von Scope 3-Emissionen (wie Rohstoffe, Verpackungen, Transport und Entsorgung).
2. Validierte Klimaziele
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- Verpflichtung zur Entwicklung von SBTi-konformen Zielen.
- Validierung der Ziele: Die Ziele müssen bei der SBTi eingereicht, geprüft und anerkannt werden.
3. Langfristige Transformation
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- Klare Maßnahmenpläne zur Dekarbonisierung (z. B. Umstellung auf erneuerbare Energien, energieeffiziente Prozesse, nachhaltige Verpackungen, CO₂-reduzierte Logistik).
- Integration der Klimastrategie in das Kerngeschäft.
4. Regelmäßiges Reporting
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- Jährliche Fortschrittsberichte.
- Offenlegung relevanter Datenpunkte in Lieferantenportalen der Handelsketten.
Typische Herausforderungen für Unternehmen
Viele mittelständische Lebensmittelunternehmen stehen jetzt vor denselben Fragen:
- Wo anfangen? Oft fehlt der Überblick über Emissionen und Daten.
- Welche Standards und Pfade gelten für das Unternehmen?
- Wie Ressourcen aufbringen? Klimamanagement ist komplex, zusätzliche Fachkräfte fehlen häufig.
Hier wird deutlich: Ohne strukturierte Unterstützung droht der Verlust wichtiger Geschäftspartner.
Wie gelingt der Einstieg?
Ein erfolgreicher Weg besteht aus sechs Schritten:
1. Ist-Analyse
- Erstellung einer THG-Bilanz (Scope 1–3).
- Identifikation der größten Emissionstreiber.
2. Strategieentwicklung
- Definition von Reduktionszielen im Einklang mit SBTi-Kriterien.
- Erste Einschätzungen zur Machbarkeit anhand von Branchen-Benchmarks.
- Commitment-Einreichung bei der SBTi.
3. Roadmap & Maßnahmenplan
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Konkrete Maßnahmen zur Reduktion (Energie, Transport, Rohstoffe).
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Festlegung von Meilensteinen bis 2030 und 2050.
4. Einreichung bei SBTi
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Validierung und Freigabe der Ziele.
5. Umsetzung & Controlling
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Integration in Prozesse, Lieferketten und Investitionsentscheidungen.
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Regelmäßige Erfolgsmessung.
6. Kommunikation
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Transparente Darstellung gegenüber Kunden, Handelspartnern und Öffentlichkeit.
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Nutzung des SBTi-Logos bei tatsächlich validierten Zielen als glaubwürdiger Nachweis.
Wer nicht handelt, verliert Märkte
Für Lieferanten im Lebensmittelhandel ist die SBTi kein „Nice-to-have“, sondern eine klare Geschäftsbedingung.
Unternehmen, die jetzt proaktiv handeln, profitieren gleich doppelt:
- Sie sichern sich den Zugang zu wichtigen Absatzmärkten.
- Sie steigern Effizienz, sparen Kosten und positionieren sich als zukunftsfähiger Partner.
Das Zeitfenster ist begrenzt – die Anforderungen kommen schnell und mit Nachdruck.
Das Terra Institute unterstützt Unternehmen beim Aufbau und bei der Umsetzung von Klimastrategien nach SBTi.
Von der THG-Bilanz über die Zieldefinition bis zur Umsetzung entwickeln wir gemeinsam mit Ihnen eine Klimastrategie.
Autorin

Julia Wlasak
Master Global Studies & MBA Sustainability Management
Julia verfügt über langjährige Nachhaltigkeitsexpertise an Hochschulen (u.a. Schwerpunkt Bildung für nachhaltige Entwicklung) und in Unternehmen (Nachhaltigkeits-, Klima- und Bildungsstrategien). Sie ist Dozentin an der Universität Salzburg.
Fragen? j.wlasak@terra-institute.eu oder unverbindlich einen kurzen Termin vereinbaren.