Natur, Omnibus, Nachhaltigkeit
Omnibus-Paket 2025: Vereinfachung der CSRD-Berichtspflichten

Vereinfachung oder ein Rückschritt in der nachhaltigen Transformation europäischer Unternehmen?

Am 26. Februar 2025 hat die Europäische Kommission ein vereinfachtes Omnibus-Paket vorgestellt, um der wachsenden Forderung nach einer Entlastung der nichtfinanziellen Berichtspflichten nachzukommen. Es wurde eine weitreichende Überarbeitung angekündigt, die dazu führen könnte, dass rund 80 % der ursprünglich von der CSRD betroffenen Unternehmen ausgenommen werden. Die Zahl der verpflichteten europäischen Unternehmen würde somit von 50.000 auf 10.000 sinken. 

Die CSRD und ihre ursprünglichen Ziele

Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die im Dezember 2022 in Kraft trat, hatte das Ziel, die Transparenz der Unternehmen in Bezug auf Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekte (ESG) zu stärken. Sie verlangte eine doppelte Wesentlichkeitsanalyse, eine Verbesserung der Datenqualität (sowohl qualitativ als auch quantitativ) sowie deren Prüfung. 

Die Umsetzung der CSRD durch Unternehmen erfolgte schrittweise und beschleunigte sich 2023 und 2024 mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten in den verschiedenen EU-Ländern. Die Rückverfolgbarkeit der erforderlichen Daten, die schnelle Umsetzung sowie die Notwendigkeit, mehrere Mitarbeitende über den Nachhaltigkeitsmanager hinaus einzubeziehen, stellten Unternehmen der ersten und zweiten Umsetzungswelle vor große Herausforderungen – Herausforderungen, die in den meisten Fällen sehr gut gemeistert wurden. Dennoch entschied sich die Europäische Kommission am 26. Februar für eine weitgehende Überarbeitung der Regelungen, um die nichtfinanzielle Berichterstattung erheblich zu vereinfachen. Diese Reform ist derzeit nur ein Vorschlag und könnte in den kommenden Monaten noch viele Änderungen durchlaufen. 

CSRD: Die wichtigsten Entwicklungen des Omnibus-Vorschlages

Drastische Reduzierung der betroffenen Unternehmen 

Nur Unternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten unterliegen weiterhin der CSRD, wenn sie mindestens eines der folgenden Kriterien erfüllen: 

  • Bilanzsumme > 25 Millionen Euro
  • Umsatz > 50 Millionen Euro 

    Unternehmen mit 250–1.000 Mitarbeitenden sind nicht mehr verpflichtet, ESG-Berichte zu veröffentlichen, werden aber ermutigt, den freiwilligen Standard VSME (Voluntary Sustainability Reporting Standard for non-listed SMEs) zu übernehmen (siehe Artikel). 

    Verschiebung der Berichtspflichten

    Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden, die ab 2026 ihre ESG-Daten veröffentlichen sollten, müssen dies nun erst 2028 tun (für das Geschäftsjahr 2027). 

    Vereinfachung der Berichtsanforderungen

    Nach der Verabschiedung des Omnibus-Pakets ist eine Anpassung der Inhalte der ESRS (European Sustainability Reporting Standards) und der Data Points geplant: 

    • 80 % weniger verpflichtende Data Points – nur international anerkannte Kernindikatoren bleiben erhalten. 
    • Fokus auf quantitative Daten. Begrenzung der Anforderungen zur Wertschöpfungskette – Unternehmen müssen keine Informationen über die VSME-Vorgaben hinaus bereitstellen.

      Vereinfachtes Audit

      Ursprünglich wollte die CSRD die Prüfpflichten bis 2028 von einer eingeschränkten Prüfung auf eine umfassende Prüfung ausweiten. Dieser Plan wurde aufgegeben, um die Prüfungskosten zu senken. Ein flexiblerer Prüfrahmen wird 2026 festgelegt. 

      Abschaffung der branchenspezifischen Standards

      Branchenspezifische Vorgaben werden nicht weiterverfolgt – eine paradoxe Entscheidung, da diese Unternehmen eigentlich helfen sollten, ihr Reporting zu vereinfachen und Orientierung zu bieten. 

      Freiwillige EU-Taxonomie

      Die Vereinfachung der EU-Nachhaltigkeitsberichterstattung betrifft auch die Taxonomie-Vorgaben. Das Omnibus-Paket führt eine selektive Befreiungsklausel ein: 

      • Nur Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden, die sich explizit zur EU-Taxonomie bekennen, müssen KPIs zu Umsatz, CapEx und OpEx veröffentlichen. 
      • Für alle anderen Unternehmen wird die Offenlegung freiwillig. 
      • Die Europäische Kommission erwartet Einsparungen von 420 Millionen Euro pro Jahr durch geringere Compliance-Kosten. 

        Reform der Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD)

        Die Überarbeitung der CSDDD ist die zweite zentrale Säule des Omnibus-Pakets. Die Reform soll die Sorgfaltspflichten je nach Unternehmensgröße und branchenspezifischem Risiko differenzieren. 

        Drei wesentliche Änderungen: 

        1. Fristen 
        2. Geltungsbereich 
        3. Verbindlichkeit der Vorgaben 

            Verschiebung der Umsetzung um 12 Monate im gestaffeltem Zeitplan: 

            • Die erste Welle mit 5.000 Mitarbeitenden  und 1,5 Mrd. Umsatz, die für 2027 geplant war, fällt weg
            • ab 2028 (wie schon festgeschrieben): Unternehmen mit mehr als 3.000 Mitarbeitenden und Umsatz über 900 Mio. €
            • ab 2029 (wie schon festgeschrieben): Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden und Umsatz über 450 Mio. €

              Die größten Änderungen:

              • Statt der Risikoanalyse der gesamten Lieferkette müssen zunächst nur die unmittelbaren/direkten Lieferanten (tier 1) geprüft werden, die mittelbaren/indirekten Lieferanten (tier 2-n) nur bei plausiblen Informationen, die auf tatsächliche oder potenzielle negative Auswirkungen hindeuten.
              • Wegfall der zivilrechtlichen Haftung (Haftung nur noch lokalen, allgemeinen zivilrechtlichen Grundsätzen).

              Welche Auswirkungen hat das auf Unternehmen?

              Die Reduzierung der Berichtspflichten könnte für Unternehmen der zweiten Umsetzungswelle eine Chance sein: mehr Zeit, um Strategien, Maßnahmen und Indikatoren zu verfeinern und eine transparente Veröffentlichung vorzubereiten. 

              Das Grundprinzip der CSRD bleibt erhalten: Es geht darum, Risiken, Auswirkungen und Chancen zu identifizieren, um soziale und ökologische Themen in die Geschäftstätigkeit zu integrieren. 

              Die CSRD wird weiterhin ein Referenzrahmen sein, der Unternehmen ermöglicht, sich miteinander zu vergleichen, den Datenaustausch mit Stakeholdern zu erleichtern und die Qualität ihrer Berichterstattung zu gewährleisten. Einhaltung dieser Standards verbessert zudem den Dialog mit Investoren, Kunden und Partnern. 

              Interne Abstimmung und Synergien

              Das Terra Institute hat beobachtet, dass die Umsetzung der CSRD die Zusammenarbeit zwischen Finanz-, Strategie-, Einkaufs-, Risiko- und ESG-Abteilungen gestärkt hat. Sie hat auch dazu beigetragen, unternehmensübergreifende Prozesse wie Risikomapping, nachhaltige Beschaffung und Sorgfaltspflichten zu vereinheitlichen. 

              Schließlich werden Unternehmen weiterhin von einer strukturierte Berichterstattung profitieren, um ihre strategischen Ziele effizient zu verfolgen. 

              Das Team von Terra Institute steht Ihnen in dieser Übergangsphase beratend zur Seite. 

              Haben Sie Fragen oder möchten Sie sich über offene Punkte austauschen? Kontaktieren Sie uns gerne – vereinbaren Sie ein unverbindliches Beratungsgespräch mit Evelyn Oberleiter.

              Weitere Infos notwendig? Melden Sie sich zum kostenlosen Omnibus-Kurs an!

              Autorin

              Elena Rangoni Gargano

              Elena Rangoni Gargano | e.rangoni.gargano@terra-institute.eu

              Mit einem Master-Abschluss in Wirtschaft und Management des kulturellen und natürlichen Erbes hat Elena umfassende Erfahrung im Bereich Nachhaltigkeit aufgebaut. Sie hat an der Entwicklung von Managementplänen für UNESCO-Stätten mitgewirkt, als Forscherin in internationalen Institutionen gearbeitet und ist in die Nachhaltigkeitsberatung gewechselt, wo sie Unternehmen und Regionen dabei unterstützt, verantwortungsvollere Modelle zu übernehmen.

              Mit Spezialisierung auf CSRD-Berichterstattung, Kreislaufwirtschaft, Inklusivität und Geschlechtergerechtigkeit verbindet Elena strategische Vision mit technischer Expertise, um Lösungen zu fördern, die sowohl der Gesellschaft als auch der Umwelt zugutekommen.

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